Es ist wohl keine Übertreibung, zu behaupten, dass wir zur Zeit einen gesellschaftlichen Umbruch erleben. Die Corona-Präventionen zwingen etliche Firmen zu einer Digitalisierung und Virtualisierung ihrer Arbeitsabläufe. Berührungsängste vor Video-Konferenzen, Chats und cloudbasierten office-Tools werden dadurch in früher undenkbarer Geschwindigkeit überwunden und somit – auch privat – zur Normalität.
Der diesjährige World Backup Day gelangt dadurch unverhofft zu neuer Bedeutung, denn die allgemeine Menge an Daten wird zunehmen.
Doch machen wir erst einmal einen Schritt zurück und schauen uns diesen Tag einmal genauer an:
In diesem Blogpost:
Nach den Wurzeln des World Backup Days zu suchen, gestaltet sich als Herausforderung. Die Website der Initianten schweigt sich über das Datum des ersten WBDs aus. Wir erfahren von ihr lediglich, dass der 31.3. als Datum als Anspielung auf den 1. April gewählt wurde.
Eine Google-Suche führt zu einem Post vom 31.1.2011, der feierlich verkündet: “It's the first World Backup Day today”. Seit 2011 also.
“Ich schwöre feierlich, am 31. März ein Backup meiner wichtigen Dokumente und wertvollen Erinnerungen zu machen.
Ich werde auch meine Freunde und meine Familie über den ‘World Backup Day’ informieren – Freunde lassen Freunde nicht ohne Backup steh'n.”
Dies ist der “World Backup Day”-Eid, den man von der Landingpage aus auf Facebook und Twitter sharen kann.
Es drängt sich die Frage auf:
Das Vorschaubild des Promo-Videos (Anmerkung: das Video wurde unterdessen leider entfernt) enthält bereits die Kernfrage: “Was würdest du tun, wenn du alles verlieren würdest?” Gemeint ist damit nicht jegliches Hab und Gut oder das Leben, sondern noch schlimmer: Handy, Computer, Festplatte.
Diese Geräte sind unlängst an die Stelle von Fotoalbum, Tagebuch, Notizblock und sogar Portemonnaie getreten. Wir benutzen sie täglich, vertrauen ihnen alles an. Doch die wenigsten von uns zerbrechen sich den Kopf über Sicherheitskopien ihrer auf diesen Geräten weilenden Daten.
Zugegeben, Cloud basierte, also im Internet gelagerte Systeme hatten sich schon vor Corona beinahe unbemerkt zunehmend in unseren Alltag eingeschlichen. Noch vor wenigen Jahren fand man in den Feeds der sozialen Medien gerne mal einen Aufruf, man möge doch bitte eine SMS schicken, da sämtliche Kontakte verloren gingen. Das kann heute kaum mehr passieren, da solche Daten in der Cloud gespeichert werden. Man muss sich auf dem neuen Handy lediglich einloggen und nach einer Minute ist man bereits wieder im Besitz sämtlicher Einträge.
Doch grössere Datenmengen und vor allem grössere Dateien, wie beispielsweise Filmdateien, werden immer noch häufig auf externen Festplatten abgelegt. Es benötigt nicht einmal einen Wohnungsbrand, ein Erdbeben oder ein ähnlich ausgefallenes Szenario, um sämtliche Heimvideos und Fotos zu gefährden. Eine Festplatte ist ein verhältnismässig anfälliges Speichermedium: Schnell führt bereits eine Erschütterung oder ein Schlag zu einem mechanischen Defekt, beispielsweise dem Bruch des Lesekopfes. Da hilft dann keine Software weiter. Wenn dir in einem solchen Fall genug an der professionellen Rettung deiner Daten liegt, dann kriegst du hier eine Kostprobe, mit welchen Kosten du dafür rechnen dürfen. (Nachtrag 8.8.2022: Die Preise für die Datenrettung bei physischen Schäden sind zum Glück stark heruntergekommen)
Spätestens mit dieser Frage räumen die World Backup Day-Initianten jeden Zweifel aus der Welt: Datenverlust ist leider kein Witz. “Doch nur jeder vierte Mensch macht regelmässige Backups seiner Daten.”, fährt das Video fort.
Lass uns gemeinsam diese Statistik ändern.
Externe Festplatten zu kaufen, ist die vermeintlich naheliegendste Lösung. Beachten dabei folgende Tipps:
Eine weitere Option wäre es, eine persönliche Cloud, ein sogenanntes NAS (Network Attached Storage) einzurichten. Dabei handelt es sich um ein System mit gewöhnlich zwei Festplatten, um alle Daten doppelt zu sichern. Die Sicherung läuft über eine Netzwerk-, bzw. Internetverbindung. Ab etwa 350 Franken bekommst du ein NAS mit 2x2 Terrabytes Festplattenspeicher.
Wenn du dich für ein NAS entscheidest, beachte folgendes:
Wenn du bisher keine Backups gemacht hast, dann kannst du mit diesen Massnahmen das Risiko eines Datenverlustes bereits erheblich senken.
Die Angebote für Cloud basierte Backups sind eher unübersichtlich. Kriterien der Preispläne sind die Anzahl Nutzer, jährliche oder monatliche Abrechnung, die Uploadgeschwindigkeit, die Sicherheitsgarantie, die Datenmenge, die man hochlädt und sogar die, die man löscht.
Für unseren Preisvergleich gehen wir von einer Person aus, die monatlich bezahlen möchte. Je nach Anspruch an den Speicherplatz, variieren die Kosten.
Space in GB | free | 50 | 100 | 200 | 500 | 1000 | 2000 | 3000 | 4000 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Dropbox | 2 | 9,99 € | 16,58 € | ||||||
Google Drive | 15 | CHF 2.– | CHF 3.– | CHF 10.– | |||||
icloud | 5 | CHF 1.– | CHF 3.– | CHF 10.– | |||||
OneDrive (Microsoft) | 5 | CHF 1.95 | CHF 6.95 | ||||||
pCloud | 10 | 4.16 € (jährliche Zahlung 49.99 €) | 8.33 € (jährliche Zahlung 99.99 €) | ||||||
tresorit | / | CHF 11.99 | CHF 27.99 | ||||||
box | 10 GB (nur Dateien bis Grösse 250 MB) | 4,50 € (Datei- grösse -2GB) oder 9 € (Datei- grösse -4GB) |
MyDrive wurde mit der Aktualisierung dieses Beitrags entfernt, da die Preistransparenz umgestaltet wurde: Neu kriegt man erst bei der Registrierung, also nach Eingabe der E-Mail-Adresse Einsicht in die Preise.
MyCloud von Swisscom bietet ihren Kundinnen und Kunden deutlich bessere Konditionen an, die es sich zu überprüfen lohnt.
Neu hinzugefügt wurde diesem Artikel im August 2022 pCloud mit einer Neuheit: Lifetime Deals/Lebenslanger Cloud Space für
175€ für 500 GB,
350€ für 2 TB.
990€ für 10TB
Die Preise sind eigentlich 500€, 980€ und 4900€, aber sind seit Monaten vergünstigt.
Fazit:
Selbstverständlich ist diese Liste nicht vollständig, es gibt noch zahlreiche andere Anbieter. Wir haben hier jedoch einige der populärsten abgedeckt.
Auf den ersten Blick wird klar, dass Google Drive den meisten gratis-Speicherplatz bietet. Auch bei den kostenpflichtigen Speichermengen ist Google Drive zusammen mit icloud und OneDrive unter den günstigsten Anbietern.
Wer besonders viel Wert auf Sicherheit und einen Schweizer Anbieter legt, wird mit tresorit am besten bedient sein.
Beim World Backup Day denkt man bestimmt nicht als erstes an VHS-Kassetten oder Dia-Fotos. Aber wenn man noch vor 1990 geboren wurde, dann stehen die Chancen gar nicht so schlecht, dass man noch im Besitz einiger Kassetten oder entwickelter Fotos ist.
Vergleichstabelle Lebensdauer Speichermedien
Lebensdauer | |
Kompaktkassette (Compact Cassette): | 10 - 30 Jahre |
Schallplatten (Phonograph Record oder Langspielplatten) | sehr lange haltbar, wenn sehr gut gepflegt. |
Fotos | je nach Pflege bis zu 300 Jahre |
CD | 5-10 Jahre |
DVD | 10-30 Jahre |
Unsere Vergleichstabelle schafft den Anschein, dass “digital” nicht zwingend auch langlebig bedeutet. So hat die CD zumindest im Schnitt die tiefste Lebensdauer. In der Theorie stimmt das auch.
Jedoch benutzt die Mehrheit von uns kaum noch auch nur eine dieser Medien. Stattdessen haben sie das letzte Jahrzehnt, wenn nicht länger, auf dem Dachboden Temperaturunterschieden zu trotzen versucht. In grossen, verstaubten Pappkartons.
Darum legen wir dir an dieser Stelle ans Herz: Digitalisiere oder beauftrage einen Service damit.
Kompaktkassette (Compact Cassette):
Die ist heutzutage am leichtesten zu digitalisieren. Für zwischen 30 und 50 Franken kannst du einen kleinen Kassetten-Player kaufen, den du über USB an deinen Rechner anschliessen kannst. Von diesem Gerät abgesehen benötigst du nur noch eine Aufnahmesoftware. Zum Beispiel Audacity. Das Programm ist gratis und sehr vielseitig.
Schallplatten (Phonograph Record oder Langspielplatten)
Jeder Plattenspieler mit USB-Anschluss ist hierfür geeignet. Die Vorgehensweise ist die selbe wie beim Kassetten-Player.
Kompaktkassetten und Schallplatten: Bist du im Besitz von Schallplatten sowie auch von Kompaktkassetten, dann könnte der Technaxx Cassette Digitizer dich interessieren. Er kann nicht nur die Musik von den Medien abspielen, sondern diese direkt auf eine SD-Karte oder einen USB-Stick abspeichern. Preispunkt: CHF 68.-
Dieses Gerät ist gleichzeitig eines der günstigeren Plattenspieler auf dem Markt. Es ist anzunehmen, dass die Abspielqualität nicht dieselbe ist, wie bei einem teureren Plattenspieler.
Fotos:
Es gibt Negative- und Foto-Scanner. Wenn du allerdings im Besitz einer riesigen Fotosammlung bist, wird diese Variante dich viel Zeit kosten. Die pragmatische Alternative wäre ein Digitalisierungsservice wie https://www.archivscan.ch/.
Fazit:
Natürlich ist für alle deine analogen Datenträger ein Digitalisierungsservice eine Option, nicht nur für deine Fotos. Denke jedoch daran, dass du meistens nur private Aufnahmen digitalisieren musst. Alte TV-Filme/Serien oder Hörspiele sind heutzutage häufig in den online Angeboten oder auf Ebay/Ricardo/Amazon in digitaler Form zu finden, deren erneute Anschaffung sich, gemessen am Digitalisierungsaufwand, höchstwahrscheinlichen lohnen würde. Wenn diese alle wegfallen, bleiben bei den meisten Menschen nur noch wenige analoge Datenträger übrig, für die man kaum mehr einen Digitalisierungsservice benötigt.
Doch, egal für welche Variante du dich entscheidest: Wichtig ist, dass du es bald anpackst, damit du beim nächsten World Backup Day nur noch schmunzeln und dich darüber freuen kannst, dass du dich um deine Daten nicht mehr Sorgen musst.